Georg Schlicht Stiftung

Eisenach

Georg Schlicht

1886 – 1964

WELTENWECHSEL

Der deutsch-russische Maler
Georg Schlicht (1886 – 1964)
zwischen Saratow und Eisenach

Entwurf II zu Konvention von Tauroggen 1812, Aquarell, 1950er Jahre
Bühnenentwurf I zu Das goldene Hähnchen von Alexander S. Puschkin, Aquarell, 1950er Jahre
Märchenillustration, Aquarell, o.J.
Bühnenentwurf II zu Das goldene Hähnchen von Alexander S. Puschkin, Aquarell, 1950er Jahre
Entwurf II zu Konvention zu Tauroggen 1812, Aquarell, 1950er Jahre
Entwurf I zu Konvention zu Tauroggen 1812, Aquarell, 1950er Jahre

Nahezu ein Jahrzehnt ist vergangen, seit ich erstmals von Georg Oskarowitsch Schlicht erfuhr.
Ein Anruf aus Düsseldorf erreichte mich im Eisenacher Kulturamt, man bitte um einen Termin, wolle mir einen deutsch-russischen Maler vorstellen, dessen Leben und Wirken einstmals eng mit der Wartburg und Eisenach verwoben gewesen sei.
Meine Neugier war rasch geweckt, und so durchstreiften wir bereits wenige Tage später, an einem frühlingshaften Tag, Eisenach auf den Spuren eines außergewöhnlichen Malers. Ich erhielt Kenntnis, dass die hochbetagte und sehr kranke Tochter Georg Schlichts, Irmgard Schlicht, in Berlin zu Hause, eine Stiftungsgründung verfügt habe. Diese solle in einer der Wirkungsstätten ihres Vaters eine Heimat finden, also in Berlin, Hamburg oder Eisenach, um dessen Lebenswerk öffentlich und damit bekannt zu machen. Einige Monate später erhielt ich die überraschende Nachricht, dass die Wahl auf Eisenach gefallen sei.
Wir standen vor einer Herausforderung, galt es doch ein gänzlich neues Feld der ohnehin reichhaltigen Eisenacher Kulturlandschaft zu erschließen und in Letztere behutsam einzufügen. Dafür bedurfte es eines besonderen Ortes, den zu finden nicht leicht werden würde. So geschah es! Doch erhielten wir unerwartet Hilfe von der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands (EKM): In einem Gespräch mit Bernd Rüttinger, dem in vielerlei Hinsicht engagierten Kirchenbauverantwortlichen, verwies mich dieser auf frei werdende
Räume in der malerisch am Alten Friedhof gelegenen Kreuzkirche. Das jahrzehntelang dort beheimatete Landeskirchenarchiv war in den Norden Eisenachs gezogen, in ein dieses Quartier nunmehr mit gelassener Atmosphäre schmückendes Haus. Zurück zur Kreuzkirche.

Hier fand nun die Georg-Schlicht-Stiftung einen Ort der Präsentation, der ersten Schritte in die Öffentlichkeit: Im Erdgeschoss erwartet den Besucher eine ansprechende Ausstellung, im Obergeschoss Räume des zurückgezogenen Forschens, Studierens in den Schlichtschen Nachlassdokumenten und der gerade im Aufbau befindlichen Bibliothek zur russischen Kunst- und Kulturgeschichte, in die Georg Oskarowitsch Schlicht hineingeboren wurde.
Großzügige Archivräume ergänzen die Raumkonstellation. Diese soll künftig Kulisse sein für Vorträge, Workshops und Führungen. Möge die Ausstellung „Weltenwechsel – Georg Oskarowitsch Schlicht (1886 –1964) zwischen Saratow und Eisenach“ ein heller Ort der Begegnungen werden, wie es der Wunsch der Stifterin war.
Danken möchte ich an dieser Stelle Johanna und Robert Otto für das jahrelange vertrauensvolle Miteinander, ohne welches es weder Ausstellung noch Stiftung gegeben hätte. Dass Günter Schuchardt als Burghauptmann der Wartburg dem Entstehen dieser Ausstellung stets Zeit und Rat spendete, war richtungsweisend.
Gedankt sei ebenfalls Michael Kunze und Lutz Tesmar für ihre Ideen zur Ausstellung und deren praktisch-ästhetische Umsetzung. Ein herzlicher Dank an Frau Prof. Dr. Ada Raev, deren subtile kunstwissenschaftliche Reflexionen Georg Oskarowitsch Schlicht in einen neuen Kontext rücken: den eines Weltenwechslers!

Reinhard Lorenz
im Sommer 2018

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