Ausstellung
Kreuzkirche EisenachWELTENWECHSEL
Weltenwechsel – Der deutsch-russische Maler Georg Schlicht (1886 – 1964) zwischen Saratow und Eisenach
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Wartburg-Träume
Bis heute bilden die 1854/1855 im Geist der Spätromantik gehaltenen Fresken von Moritz von Schwind zum Sängerkrieg und zum Leben der Hl. Elisabeth einen der künstlerischen Anziehungspunkte der Wartburg. Schon zu Beginn der 1920er Jahre führte ihr schlechter Erhaltungszustand zu einer partiellen, 1926 abgeschlossenen Restaurierung. Ins Auge gefasst wurde eine Fortführung der Arbeiten mit dem Ziel, Kopien in Originalgröße anfertigen zu lassen, die aus konservatorischen Gründen vor die Originale gehängt werden sollten. Bei diesem Vorhaben konkurrierte die Wartburgstiftung, deren Stiftungsausschuss vom Oberbürgermeister von Eisenach, Dr. Fritz Janson, geleitet wurde, mit dem 1923 gegründeten Verein der Freunde der Wartburg. Georg Schlicht, immer auf der Suche nach Aufträgen, bemühte sich mit Nachdruck darum, in dieses ambitionierte Vorhaben einbezogen zu werden. Davon zeugt eine den Künstler betreffende Akte in der Wartburgstiftung Eisenach.
Georg Schlicht bot sich in einem Schreiben vom 13.09.1926 an Dr. Fritz Janson an, zunächst unentgeltlich Probekopien anzufertigen, in der Hoffnung, anschließend mit der Ausführung von Kopien betraut zu werden.
Besonders diplomatisch ging er dabei allerdings nicht vor, wenn er von Langeweile sprach und denjenigen, die das Vorhaben koordinieren sollten, mangelndes Urteilsvermögen in der Sache und ein generelles Missverständnis Künstlern gegenüber unterstellte. Sein eine Woche später erfolgter Umzug nach Hamburg verkomplizierte die Situation. In Hamburg hatte Georg Schlicht mit dem Großhändler Georg Borkmann, der Trockenfrüchte importierte, bereits seit 1923 einen großzügigen Förderer gefunden, der ihm sogar ein eigenes Atelier bauen ließ.
Die Dinge in Eisenach entwickelten sich langsam. Die 1927 von Heinrich Neufang aus München und Alfred Oehme aus Dresden angefertigten Kopien von Bildern der Elisabeth-Galerie in Tempera auf Papier und auf Leinwand wurden nicht für gut befunden.